2021

Last Night in Soho

Thriller

, Horror

, Mystery

Regisseur: Edgar Wright

Geschrieben von:

Emilio Merino

19.11.2021

Lesezeit ca.

3 Min.

Filmempfehlung

Last Night in Soho Filmkritik

Last Night in Soho Filmkritik

„Last Night in Soho“ entführt die Zuschauer auf eine visuell beeindruckende Reise in die pulsierende und gleichzeitig düstere Welt des Londoner Stadtteils Soho. Regisseur Edgar Wright, bekannt für sein Talent im Bereich der Genremischung, liefert mit diesem Film einen fesselnden Thriller, der geschickt Horror, Mystery und Psychodrama miteinander verknüpft.

Die Handlung dreht sich um die junge und talentierte Modedesign-Studentin Eloise (Thomasin McKenzie), welche die besondere Fähigkeit besitzt in die Vergangenheit zu sehen. Diese Gabe führt sie in das Jahr 1960, wo sie das aufregende, aber gefährliche Leben der angehenden Sängerin Sandy (Anya Taylor-Joy) erlebt. Doch schnell wird klar, dass die Vergangenheit von Soho viele düstere Geheimnisse birgt, und Eloise muss sich mit unheimlichen Erscheinungen und verstörenden Ereignissen auseinandersetzen.

Ein herausragendes Element des Films ist die visuelle Gestaltung. Edgar Wright und sein Team schaffen es meisterhaft, das London der 1960er Jahre zum Leben zu erwecken, wobei mir besonders die psychedelischen Farben und das pulsierende Nachtleben von Soho im Kopf geblieben sind. Die Kameraarbeit und das Setdesign sind atemberaubend und tragen maßgeblich dazu bei, eine düstere und zugleich auch elegante Atmosphäre zu schaffen.

Thomasin McKenzie überzeugt mit ihrer einfühlsamen Darstellung von Eloise, die eine komplexe Palette von Emotionen durchläuft, von Faszination bis hin zu Schrecken und Verzweiflung. Sie verkörpert diese schüchterne Person, die lieber in der Vergangenheit schwelgt, als mit den anderen Studentinnen Zeit zu verbringen. Denn gerade ihre Wandlung ist bemerkenswert dargestellt worden. Wir sehen, wie Ellie immer ruinierter wirkt, als sie herausfand, mit welcher Vergangenheit ihr Idol zu kämpfen hatte. Denn so fröhlich und farbenfroh die "Swinging Sixties" auch gewesen sein sollen, so hatten sie auch ihre Schattenseiten, die einige Filme nur selten zum Ausdruck bringen. Genau diese Schattenseiten bringt uns der Film näher und schafft damit ein unerwartetes Aufkommen von Horrorelementen, die ich so nicht erwartet habe.

Auch die Szenen mit Anya Taylor‑Joy als Sängerin Sandy, mit ihrem eleganten Kleid und dem verführerischen Blick hat sich auf beeindruckende Weise in das Setting eingegliedert. Das Zusammenspiel mit ihr und Matt Smith's Charakter Jack hat harmoniert, war charmant mit anzusehen und brachte eine außergewöhnliche Tanzszene hervor. Der ständige Wechsel zwischen den beiden Figuren Elli und Sandy in dieser Onetake-Tanzszene war eine für mich sehr imponierende Leistung des Films. Und damit nicht allein. Die Spiegelszene, welche man bereits dem Trailer entnehmen konnte, hat ebenfalls ihren visuellen Wert gehabt. Und trotz des ganzen Lobes, das der Film durchaus verdient hat, war mir das Ende ein bisschen zu "over the top". Entgegen dem Plot Twist am Ende, verlor der Film ein wenig seinen Reiz und manche Charaktere wirkten leicht belanglos. So auch Michael Ajao als Ellie's Freund John. Er war nicht mehr als ein erzwungenes Loveinterest, hat ab und zu mal ein paar Witzchen von sich gegeben, mehr aber nicht.

Doch komme ich nicht herum zu sagen, dass der Film trotz des überspitzten Endes visuell und mit einem facettenreichen Plot begeistern kann. Also lasst euch verzaubern von bunten Bildern, eine Wiederbelebung der 60er Jahre und eine spannende Geschichte mit sowohl Thriller- als auch Dramaelementen, die mit ihrer Konstellation ein künstlerisches Werk hervorgebracht haben.